21.06.2001 - Totale Sonnenfinsternis Lusaka(Sambia)

"260 verrückte fliegen zur Sonnenfinsternis nach Lusaka" - So könnte die Überschrift für diese Reise lauten. Organisiert wurde die Reise von der Astro Station Conrad in Zusammenarbeit mit Astronomy Travel. Es war eine Kurzreise speziell zur Beobachtung der Sonnenfinsternis.

Hier die Flugdaten:
Abflug Wien 20.06.2001 17:55 - Ankunft Lusaka 21.06.2001 03:00 Uhr
Abflug Lusaka 21.06.2006 20:25 - Ankunft Wien 22.06. 05:55

Mit dabei, wie schon 1999 war mein Bruder Torsten und zum ersten mal bei einer totalen Sonnenfinsternis mein Vater Dieter.

Ob man es nun für verrückt hält oder nicht für ein 3 1/2 minütiges "Event" etwas mehr als 7000 km zu fliegen, bleibt jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil kann nur sagen, es hat sich gelohnt und ich würde es wieder machen! Perfekte Organisation, perfektes Wetter, eine wunderschöne Korona und eine einmalig euphorische Stimmung hinterließen bei mir prägende Erinnerungen. Alle folgenden Sonnenfinsternisse werden sich damit messen müssen!

Doch halt, gehen wir ein Stück zurück, denn die Reise begann mit einigen Schwierigkeiten. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, alles Equipment zusammengepackt und ich machte mich auf dem Weg zum Bahnhof. Mein Vater war bereits ein Tag zuvor nach Freising zu meinem Bruder gefahren. Da ich zu diesem Zeitpunkt kein Auto hatte (und auch keins brauchte), fuhr ich von Wiesbaden aus mit dem Zug. Wir wollten uns in Passau am Bahnhof treffen, um von da gemeinsam weiter mit dem Auto meines Bruders nach Wien zu fahren. Die 3 Flugtickets hatte ich in meinem Reisegepäck. Wir hatten reichlich Reservezeit mit eingeplant um mögliche Staus oder Verspätungen der Bahn kompensieren zu können.

Was jedoch folgte war Murphy pur. Die sonst eigentlich zuverlässige S-Bahn von Wiesbaden nach Frankfurt hatte genau an diesem Tag Verspätung - soviel, daß ich schon bei der Abfahrt wußte, daß es in Frankfurt knapp werden würde, den ICE nach Passau noch zu erreichen. Ich wandte mich freundlich an den Zugbegleiter, daß ich unbedingt den ICE erreichen mußte. Einige Minuten später kam er zurück mit der Info, daß der ICE warten würde. In Frankfurt angekommen beeilte ich mich auf das ICE-Gleis zu kommen. Da angekommen sah ich die Rücklichter des gerade ausfahrenden ICE's.

Stinksauer wandte ich mich an den Infoschalter und erklärte dem Mitarbeiter die Situation. Auch nach intensiver Suche (in der Zwischenzeit informierte ich meinen Bruder per Handy) konnte er mir nur den nächsten ICE 2 Stunden später anbieten. Zu spät! So viel Reserve hatten wir nicht eingeplant. Nach einigem hin und her konnte ich den Mitarbeiter dazu bringen beim Flughafen anzurufen und sich zu erkundigen, wann der nächste Flieger nach Wien ginge und ob noch Plätze frei wären. Natürlich waren alle Flüge nach Wien komplett ausgebucht. Der nächste Versuch: Flug nach München. Hier hatte ich Glück. Der nächste Flieger ging in weniger als einer Stunde und hatte noch Plätze frei. Also Ticket telefonisch reserviert und ab in die nächste S-Bahn zum Flughafen. Ca. 20 Minuten vor Abflug war ich dann endlich am Check-In. Auf der Fahrt zum Flughafen hatte ich noch meinen Bruder informiert, daß wir uns am Flughafen München treffen.

Der Flug nach München verlief reibunslos und mein Bruder wartete schon am Gate, so daß wir direkt weiter fahren konnten. Leider war durch diese Aktion unser Sicherheitspuffer restlos aufgebraucht. Mein Bruder hat sein Auto ziemlich getreten um wieder ein paar Minuten raus zu holen. Bis zum Autobahnring Wien ging alles gut. Hier kamen wir genau in den Feierabendverkehr und damit in Stau. Die wenigen Minuten Sicherheitspuffer schmolzen dahin und wir standen immer noch mitten im Stau. Nach einer (gefühlten) halben Ewigkeit waren wir durch den Stau durch und endlich am Flughafen - nicht mal eine halbe Stunde vor dem geplanten Abflug.

Wir hatten schon die Befürchtung, den Flieger nur von außen zu sehen, aber diesmal arbeitete Murphy für uns. Das Computersystem am Wiener Flughafen war teilweise ausgefallen und der Check-In mußte manuell durch das Bodenpersonal vorgenommen werden. Durch die dadurch entstandene Verzögerung beim Check-In mußten wir am Ende sogar noch einige Minuten warten.

Der Flug mit der zu dem Zeitpunkt größten Passagiermaschine der AUA (Airbus A330-300) nach Lusaka war dann wieder ereignislos. Der Pilot gab der Maschine die Sporen, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Die Piloten mußten vor dem Rückflug einige Stunden Ruhepause einhalten und der Sicherheitspuffer war nicht besonders groß. Gegen 3 Uhr (früh) landeten wir planmäßig auf dem Lusaka International Airport. Wir waren die einzige große Maschine, die zu diesem Ereignis nach Lusaka kam. Der Flughafen öffnete extra für uns 3 Stunden früher als üblich seine Pforten.

Die Organisation vor Ort war vorbildlich. Der Flughafen hatte ein spezielles Areal abgesperrt, damit wir ungestört unsere Geräte aufbauen und justieren konnten. Es wurde ein kleiner Markt aufgebaut, in dem die Händler allerlei touristische Souveniers anboten - zu Preisen, die vermutlich weit über den sonst üblichen Marktpreisen lagen. Weiterhin wurde ein kleines Kulturprogramm aufgeführt um die touristischen Klischees zu bedienen. Ein Highlight war auf jeden Fall der Besuch des damaligen sambischen Präsidenten. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, das "seltsame Grüppchen" in Augenschein zu nehmen und auch mal selbst einen Blick durch eines der zahllosen Teleskope zu werfen.

Durch die zahlreichen Einheimischen, die sich rings um versammelt hatten (nur wenige wurden in das für uns abgesperrte Areal gelassen) entstand eine schwer in Worte zu fassende euphorische Stimmung, die sich immer mehr steigerte, je näher die Totalität kam. Das kleine Video eines Mitreisenden vermittelt sehr gut die Stimmung und erzeugt bei mir immer noch eine Gänsehaut.

Geschafft und glücklich bauten wir nach dem 4. Kontakt unser Equipment ab und machten uns auf den Rückweg zum Terminal. Allen war mittlerweile die Strapazen anzusehen, schließlich ging die Reise ab Abflug in Wien mittlerweile in die 24. Stunde. Dennoch waren alle glücklich und es fand sich keiner, der die Reise bereut hätte.

Der Rückflug nach Wien und die anschließende Autofahrt zurück nach Görlitz waren insgesamt keine Erwähnung mehr wert. Es gab keine weiteren Zwischenfälle. In Görlitz angekommen und nach über 48 Stunden fast ohne Schlaf hatte ich nur noch den Wunsch nach einem Bett. Die "Sucht" bekam neue Nahrung - das war sicher nicht meine letzte Sonnenfinsternis!

Folgende Ausrüstung kam zum Einsatz:

Kamera: Canon EOS-500N
Film: Kodak Royal ISO 200
Objektiv: Tokina 28-210mm Zoomobjektiv(Umgebungsbilder)
    Soligor 500mm/F5.6 Spiegeltele (Sonne)
"Montierung": Fotostativ Velbon CX660(wenn ich mich recht erinnere)
Filter: Baader AstroSolar ND5